Die White Motor Company, ein bedeutender Name in der amerikanischen Traktoren- und Nutzfahrzeuggeschichte, hat ihre Wurzeln in den frühen Jahren des 20. Jahrhunderts. Ursprünglich 1900 in Cleveland, Ohio, von Thomas H. White gegründet, begann das Unternehmen als Hersteller von Dampf- und später von Benzinmotoren für Automobile. Mit der Zeit entwickelte sich die Marke White zu einem der führenden Anbieter im Bereich Lastwagen, bevor sie ihren Weg in die landwirtschaftliche Technik fand. 

 

Übergang zur Landtechnik

White stieg in den 1960er-Jahren in die Agrartechnik ein, als das Unternehmen strategische Übernahmen tätigte, um in den wachsenden Markt für Traktoren einzutreten. White kaufte die traditionsreichen Traktorenhersteller Oliver Corporation, Cockshutt Farm Equipment, und später auch Minneapolis-Moline. Diese Übernahmen brachten White einen umfassenden Katalog an bewährten Technologien, eine breite Kundenbasis und ein großes Vertriebsnetzwerk. Nach der Fusion wurden die Traktoren unter dem gemeinsamen Markennamen "White" weiterentwickelt.

 

Innovationen und Entwicklung

In den 1970er-Jahren führte White einige innovative Traktormodelle ein, die auf der Technologie der übernommenen Marken basierten. Besonders bekannt war die Field Boss-Serie, die von der Expertise von Oliver und Minneapolis-Moline profitierte. Diese Traktoren waren robust, leistungsstark und für ihre Zeit technologisch fortschrittlich, was sie bei Landwirten in den USA und darüber hinaus beliebt machte.

 

White fokussierte sich auf die Integration von modernen Dieselmotoren, zuverlässigen Getrieben und komfortablen Kabinen. Gleichzeitig behielt die Marke den Fokus auf Vielseitigkeit, um den unterschiedlichen Anforderungen der Landwirtschaft gerecht zu werden, von kleinen Familienbetrieben bis hin zu Großunternehmen.

 

Wirtschaftliche Herausforderungen und Verkauf

Trotz technischer Errungenschaften konnte White langfristig nicht mit größeren Herstellern wie John Deere, International Harvester oder Massey Ferguson konkurrieren. Die 1980er-Jahre waren geprägt von wirtschaftlichen Turbulenzen in der Landwirtschaft, was die Nachfrage nach Traktoren einbrechen ließ. White geriet zunehmend in finanzielle Schwierigkeiten und musste 1985 schließlich den Traktorbereich an AGCO Corporation verkaufen, ein damals aufstrebendes Unternehmen, das sich auf die Übernahme und Wiederbelebung traditioneller Marken spezialisierte.

 

Vermächtnis

Obwohl die Marke White als eigenständiger Traktorenhersteller nicht mehr existiert, lebt ihr Erbe durch die Produkte von AGCO weiter. Viele White-Traktoren sind bis heute im Einsatz und gelten unter Sammlern und Landwirten als ikonische Maschinen, die für ihre Zuverlässigkeit und Langlebigkeit geschätzt werden. Die Geschichte von White ist ein Beispiel für die rasanten Veränderungen in der Agrartechnikbranche und die Herausforderungen, denen sich mittelgroße Hersteller in einem stark wettbewerbsorientierten Markt stellen mussten.


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